Zeuske, Michael: Insel der Extreme. Kuba im 20. Jahrhundert. Zürich: Rotpunktverlag, 2000. 278. S., 34,- DM.

(Fortsetzung)

... Der Prozeß der Institutionalisierung der Revolution wird ausführlich geschildert, und es ist aus heutiger Sicht erstaunlich, wie lange es gelang, eine enge Bindung zur Bevölkerung zu halten, bis der lebendige Austausch der 60 Jahre sich zu inszenierten politischen Ritualen verfestigte. Immer wieder versucht Michael Zeuske eine Beziehung zur Kultur-, Mentalitäten-, und Musikgeschichte herzustellen. Die angeführten Beispiele bleiben jedoch stellenweise allzu illustratorisch, ohne daß sich daraus ein eigener Ansatz ergeben würde. Manche großen Linien, die es wert wären weiterverfolgt zu werden, werden nur angedeutet und nicht näher ausgeführt, was schade ist. Die Frage, ob und inwieweit die zentralistischen Wirtschaftsvorstellungen nicht nur auf dem Sozialismus sowjetischer Prägung beruhen, sondern sich hier auch eine iberische staatswirtschaftliche Linie niederschlägt, wird zwar gestellt, aber nicht beantwortet. Trotzdem ist angesichts der Vielzahl von Details und kulturgeschichtlicher Verknüpfungen (bis hin zu einem Exkurs über die Veränderung von Koch- und Essgewohnheiten) Michael Zeuskes Buch für jeden Kubainteressierten unverzichtbar. Der umfangreiche Anhang (fast 100 Seiten von 277 Seiten insgesamt) mit Anmerkungen und Literaturverzeichnis macht den wissenschaftlichen Anspruch des Werkes deutlich.

Michael Zeuske ist Professor für iberische und lateinamerikanische Geschichte der Universität Köln und trat zu letzt durch Veröffentlichungen zur afrokubanischen Geschichte hervor.

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