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Für die dritte Studienreise stehen zwei Berichte zur Verfügung. Michaela Bitzer verfasste eine Zusammenfassung für KiP aktuell und Helmut Schlögl aus Österreich stellte Auszüge aus seinem privaten Reisetagebuch zur Verfügung:

Studienreise Psychotherapie in Cuba - März 2001 - Ein Reisebericht

von Michaela Bitzer für KiP aktuell

Im März 2001 fand bereits zum 3. Mal eine Studienreise deutscher und österreichischer Psychotherapeuten nach Kuba statt. Das sehr vielfältige und dichte Programm umfaßte u.a. in Havanna Gespräche mit den Psychologen eines großen Allgemeinkrankenhauses, Besuch einer Psychiatrie, des nationalen AIDS-Sanatoriums, in Santiago de Cuba den Besuch einer Basis-Gesundheitseinrichtung, Kennenlernen der psychiatrischen Arbeit einer Poliklinik, der Gruppentherapie in einer Tagesklinik und in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie, einer Eltern-Kind-Beratungsstelle und gemeindepsychologischer Arbeit in einem Stadtteil-Kulturzentrum und einer Seniorengruppe.

Wir waren beeindruckt von dem qualitativ hohen Niveau der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung und dem großen persönlichen Einsatz der KollegInnen unter den gegebenen äußerst schwierigen Lebensbedingungen.

Inhaltlich erlebten wir einige Parallelen, aber auch die deutlichen Unterschiede zu westeuropäischer Psychotherapie (Vorrang für Gruppentherapie, enge Verzahnung von universitärer und praktischer Arbeit vor Ort, Institutionenanbindung, d.h. keine freien Praxen, Integration verschiedener theoretischer Richtungen statt der bei uns herrschenden Schulenstreitigkeiten, Betonung familiärer und gesellschaftlicher Einbindung gegenüber individueller Selbstverwirklichung).

Neben den vielen Begegnungen blieb sogar noch Zeit, einiges von Havanna und Santiago zu sehen und abends kubanische Musik und Kultur zu erleben.

In Santiago wurden wir herzlich aufgenommen und engagiert begleitet von den Mitgliedern der Psychologischen Fakultät der Universität von Santiago, mit denen auch ein intensiver und interessanter gegenseitiger Austausch stattfand. Dabei zeigten sich die kubanischen Kollegen aus der universitären und praktischen Arbeit sehr aufgeschlossen gegenüber der KiP und einige verfügten bereits über Vorkenntnisse, vermittelt über Rainer Kurschildgen, den deutschen Reiseleiter der Gruppe, der als Psychologe in Freiburg auch mit der KiP arbeitet.

Über die während der Reise entstandenen Kontakte gab es im Mai 2001 einen Gegenbesuch einer Psychologie-Professorin aus Santiago bei Psychotherapeuten in Düsseldorf, Dortmund und Frankfurt.

Die nächste Kuba-Psycho-Studienreise soll im November 2002 stattfinden und sei allen ganz herzlich empfohlen, die sich für Psychotherapie in lateinamerikanischen Verhältnissen und im speziellen kubanischen gesellschaftlichen Kontext interessieren.

Aus den sehr positiven Reiseerfahrungen entstand die Idee, den Kontakt nach Kuba aufrecht zu erhalten und zu intensivieren und entsprechend dem Wunsch der kubanischen Kollegen KIP-Seminare dort anzubieten.

Für Interessierte werden wir am Rand des Zentralen Seminars in Bad Lauterberg Näheres über die Reise berichten und würden uns freuen über weitere KiP-Therapeuten, die beim interkulturell-fachlichen Austausch mit lateinamerikanischen Ländern mitmachen möchten oder sogar bereits über Kontakte verfügen.

Reisetagebuch Cuba - Impressionen

von Helmut Schlögl

Samstag, 3.3.2001

Trotz meiner Befürchtungen, mich auf den Flughäfen zu verlaufen, habe ich es geschafft, um Mitternacht in meinem Hotel in Havanna zu erscheinen.

Daß meine Befürchtungen nicht völlig aus der Luft gegriffen waren, zeigten ein paar Zwischenfälle:

In Schwechat hatte ich noch den Begleitschutz von Evi. Sie schickte mich zeitgerecht in den richtigen Transitraum.

In Paris aber hetzte ich durch den riesigen CDG-Flughafen und fand erst nach einigen Irrwegen und viel Fragen den richtigen Schalter - gerade zehn Minuten vor der Eincheckzeit. Endlich wollte ich die langverdiente Zigarette rauchen und stellte dabei fest, dass mir die Rückflugtickets abhanden gekommen waren. Ich mußte sie an einem der Schalter liegen gelassen haben - wieder keine Rauchpause. Im Eiltempo hetzte ich zurück und erhielt sie tatsächlich wieder. Jetzt aber schnell zum Flieger - Im Bewußtsein, die nächsten zehn Stunden wieder rauchlos zu verbringen. Bei dem Gedränge in diesem Massentransporter verlor ich meine Bordkarte - doch hatte ich mir die Sitzplatznummer gemerkt und wurde wie durch ein Wunder nicht weiter behelligt. Doch die Sitzordnung war katastrophal. Die Sitze in den Zehnerreihen waren extrem schmal und klebten direkt auf der vorderen Reihe. Mit viel Verkrampfungen konnte ich mich hineinquetschen, hatte aber nicht mehr die Möglichkeit, in die Hosentasche zu greifen. Das Essenstischlein konnte ich nicht herunterklappen, da meine Beine absolut keinen Raum dafür boten - und beim Serviertablett mußte sogar ich den Bauch einziehen, damit es zwischen mir und Vordersitz eingeklemmt werden konnte.

Einmal suchte ich die Toilette auf und musste dafür die Mitreisenden aus der Reihe vertreiben, da ich ausgerechnet den zugigen Fensterplatz hatte.

(Qualtingers Travnicek: "Wenn mich das Reisebüro nicht vermittelt hätt'...")

Mit einer Stunde Verspätung erreichen wir gefoltert Havanna - doch erst muß ich einreisen.

Sechzehn Paßschalter führen aus einer Halle. Vor jedem sind dutzende Menschen angestellt, und man merkt kein Vorwärtskommen. Die Schilder an der Wand vorne kann ich aus der Entfernung nicht entziffern, und als ich einen vorübereilenden Piloten frage, der vorbeidrängt, erklärt er nur "Egal", ich soll mich irgendwo anstellen. Es dauert mehr als eine Stunde, die ich in der schwülen, heißen Halle eingepfercht stehe, ehe mein Gesicht mit dem Konterfei im Paß verglichen wird. Dann noch Gepäckkontrolle - und die Suche nach dem Hotelchauffeur, der mich dorthin bringen soll. Endlich führt mich jemand (Osiris und Rainer) zu einem Kleinbus. Die anderen Psychologen, die auch mit anderen Fluglinien gekommen sind, haben schon in der Dunkelheit im Bus gewartet -jedoch sind sie genauso erschöpft wie ich, sodaß niemand eine Konversation anstrebt. Schnell ins Hotelzimmer - ich bemerke nur die Klimaanlage, und werfe vor allem die verschwitzte Jacke aufs Bett - und laufe wieder in die noch geöffnete Bar hinunter, wo ich den einzigen männlichen Mitfahrer treffe ( Rolf ), mit dem ich vor dem Einschlafen noch ein kühles Bier zische.

 

 

Sonntag, 4.3.2001

Nach einer sehr kurzen Nacht, in der ich wegen der verflixten Klimaanlage kaum schlafen konnte, bin ich schon um sieben Uhr beim Frühstück (riesiges Buffet) - treffe zwei Kolleginnen (Gabi und Michaela).

Versuche, bis zum allgemeinen Treffen trotz Sonntags in Havanna eine Flasche kubanischen Rums zu besorgen. Ein junger Neger drängt sich mir als Freund und Führer auf und findet in einem Nebengäßchen ein noch geschlossenes Beisel, das aber anscheinend Bekannten von ihm gehört. Wir erhalten an der Bar aber trotzdem alles, und der Handel mit einer Flasche Havanna Club wird perfekt -natürlich nur mit einem Dollar Trinkgeld. Auch eine schwarze Schönheit umwirbt mich, doch ich verzichte, weil ich ins Hotel zurück muß. Hier treffen sich nun alle Teilnehmer, wir stellen uns vor und landen gleich beim allgemeinen Duwort.

Im Programm steht heute eine Altstadtbesichtigung. Herrliche Bauwerke - jedes Haus ein Palast und Parks mit Palmen. In den Gäßchen: Menschen aller Hautfarben und sogar Fiaker und Rikschas.

Als meine Füße auch in den neuen superbequemen Schuhen zu schmerzen beginnen, gehen wir in einen großen Innenhof mittagessen - spontan improvisierende Musikanten umlagern sofort unseren Tisch. Übrigens: Straßenmusikanten finden sich hier an jedem Eck.

Danach unternehmen wir eine Busrundfahrt in andere Stadtteile: Denkmäler, Hafen, Regierungsviertel und die prächtige Marina Hemingway. Hier einen Bungalow mit der Jacht vor der Frühstücksterrasse müßte man haben. Fahrt durch herrlich gepflegte Avenuen.

Anschließend betrachten wir vom Dach des höchsten Hauses der Stadt bei erfrischenden Cocktails Havanna von oben.

Zurück im Hotel - raus aus den Schuhen und dem verschwitzten Gewand, und bei einer Siesta die Eindrücke verarbeiten. Am Abend begeistert mich eine hübsche Pianistin in der Bar. Die Leute singen und tanzen mit. Dies ist mein Revier!

Sambarhytmen und phantasievoll variierte Musicalmelodien wechseln ab. Ich könnte stundenlang zuhören und - sehen. Dieser Abend hat mich mit allen Strapazen versöhnt Kuba ist faszinierend.

Ja, noch etwas: eine Tänzerin des nebenanliegenden Nationaltheaters (Janina) setzt sich an meinen Tisch, entdeckt ihre "Freundschaft" zu mir, und will mit mir aufs Zimmer. Ich lasse die Musik sprechen und bitte die Pianistin "Vaya con Dios" zu spielen. Danach ziehe ich mich allein zurück.

 

Montag, 5.3.2001

Heute brechen wir zeitig zum größten Krankenhaus des Landes (Hennanos Ameijeiras) auf Herzlich vom Leiter der psychologischen Abteilung empfangen, diskutieren wir eifrig mit mehreren Psychologen, die voll in der Gesundheitsversorgung integriert sind - hier geht es Psychologen wesentlich besser als in Österreich und Deutschland (doch dies zu beschreiben, erfordert einen eigenen Bericht). Jedenfalls bin ich auch von der anderen medizinischen Versorgung in Kuba beeindruckt. Leider erhalten wir für den geplanten Besuch des AIDSSanatoriums keine Erlaubnis, sodaß wir wieder ins Hotel zurückkehren, wo bereits wieder eine schwarze Schönheit das Piano bedient.

Nun, in Abwandlung des Programms, besuchen wir die berühmte Rumfabrik. Nachdem einige Teilnehmer noch zum weit entfernten Badestrand wollen, (obwohl es heute etwas stürmisch ist -Badeverbot) wird der Rest (inklusive mir) irgendwo am Rand von Havanna abgesetzt. Nachdem ich kein Läufer bin, habe ich bald die Kollegen aus den Augen verloren und versuche, den Rückweg allein zu Fuß zu finden - und siehe da: Havannas Gäßchen kommen mir schon vertraut vor, die Kollegen meinten, nur "un poco" - jedoch waren es Kilometer, die ich per pedes durchkämmte. Doch ich fand durch alte Palais und Parks meinen Weg. Kurz vor unserem Abendprogramm ereiche ich mein Hotel -und wieder spielt eine hübsche Schwarze in Begleitung eines jungen Mädchens am Piano. Ich gehe nicht einmal aufs Zimmer und muß mich der Musik hingeben.

Bald darauf erfolgt der für mich wichtigste Teil der Studienreise - der Besuch einer Santoria (religiöse Veranstaltung von verschiedenen Kulten) samt Babalawo. Auch eine Art des religiösen und kulturellen Erscheinungsbildes. Im Armenviertel treffen sich Anhänger dieser Form von Zusammentreffen - und ungezwungen wird alles erklärt. Katholische und religiöse Kulturen aller afrikanisch- provinziellen Anschauungen mischen sich ungezwungen. Durch Tanz soll Ekstase erzeugt werden. Seltsamerweise werde ich, im Hintergrund Stehender, zum Fruchtbarkeitstanz mit der pubertierenden Jungfrau aufgefordert.

Vielleicht weil mir wieder einmal vorher die Kleinkinder zugelaufen sind ? Ich beuge mich dem Ritual bei Rumbarhytmen und erhalte die Anerkennung des alten Priesters; den Sinn kann ich nicht begreifen.

Alle Kinder aller Hautfarben umschwärmen mich - ich bin fast Kindergartenonkel. Ich muß auch mit allen anderen Frauen tanzen - nur Eva, die meine Tasche bewacht, weigert sich (analytische Erklärungen gehören zum psychologischen Teil).

Jedenfalls war es wieder eine erstaunliche Erfahrung - mit sehr Alten und Kleinkindern.

Zurück im Hotel diskutiere ich die Lage noch mit meiner Kollegin Eva bei Pianomusik. Sie zieht sich zurück und verbringe den Abend noch ein wenig bei Sambamusik einer gemischten Gruppe auf der Terrasse beim Park.

Dienstag, 6.3.2001

Am Morgen brechen wir frühzeitig in die Psychiatrische Anlage auf Die Ausmaße sind gigantisch - sie gleicht einer Kleinstadt. Die Patienten können sich frei bewegen, mit dem Auto fahren, haben großzügige Werkstätten, wo sie auch ihre eigenen Werke verkaufen können, werden wieder ins Alltagsleben integriert. Psychologen ziehen Psychiater nur in Extremfällen zu Rate. Diese Entwicklung erfolgte durch das U.S. Embargo aufgrund fehlender Medikamente. Die Rehabilitationsrate liegt trotzdem höher als im "goldenen Westen". Wir besuchen die verschiedenen Stationen (bzw. Stadtteile) mit dem Bus und werden überall freundlich empfangen (nicht nur vom Personal, auch von den Patienten). Es herrscht ein sehr familiäres Verhältnis zwischen Psychologen und ihren gunden". Es wurden auch internationale Veranstaltungen mit den Insassen durchgeführt - sogar aktive Teilnahme an olympischen Spielen. Eine Musik- und Tanzgruppe gibt überall im Land öffentlich Auftritte. Viele Insassen fühlen sich so wohl, daß sie oft bleiben möchten.

Ein derartiges Projekt scheint bei uns undurchführbar. Doch viel zu früh müssen wir wieder los - weil in letzter Minute doch noch der Besuch des AIDS-Sanatoriums genehmigt wurde.

 

Wir müssen es erst langwierig außerhalb Havannas suchen. Die Wachen (es ist ein früheres Militärgelände) wollen uns nicht einlassen, doch der psychologische Direktor (Alberto) spricht ein Machtwort und ist über die Ankunft von Kollegen sehr erfreut. Er erklärt uns die weitläufige (wiederum fast dorfmäßig angelegte) Anlage. Einfamilienhäuschen für Dauerpatienten in herrlich grünen Palmenparks. Wieder herrscht das familiäre, freundschaftliche Verhältnis zwischen Psychologen und Patienten. Wir hatten neben ausführlichen Fachgesprächen (Details in einem anderen Bericht) auch freundlichen Kontakt zu Aidskranken (auch Familien) in ihren Häusern. Tanzveranstaltungen und ein Sportplatz (Baseball). Die Direktion befindet sich in einem prunkvollen Bau, wo wir zum Kaffee eingeladen sind, Alberto will nicht mehr zum fachsimpeln aufhören, als sich schon der Tag zum Abend wendet. Doch wir hatten den ganzen Tag keine Pause, kein Essen unf Trinken wir müssen Abschied nehmen, mit dem Versprechen, in Kontakt zu bleiben. Am Abend wollen einige Kollegen in ein Fischrestaurant, ich beschließe aber, mit Eva in der Altstadt echt Kubanisch zu essen. Wir wandern sehr weit (nach meinen Begriffen) und speisen schließlich in einem Palazzo Spaghetti. Zurück im Hotel treffen wir noch auf einige Kollegen bei einer kubanischen Sambakapelle. Obwohl wir am Morgen schon um 6Uhr30 abreisen, wird es weit über Mitternacht.

Mittwoch, 7.3.2001

Pünktliche Abreise zum Flugplatz, obwohl alle noch etwas verschlafen sind. Mit einer Propellermaschine ein etwas abenteuerlicher und langer, aber im Vergleich zur Boeing gemütlicher Flug ins Fünfsternehotel nach Santiago. Und sofort beginnt das Programm zu laufen. Keine Zeit zum Mittagessen - Besuch bei Professoren der psychologischen Fakultät in einem dürftigen Beratungszentrurn im Amenviertel von Santiago Gegenseitiges Vorstellen der Arbeitsbereiche und anschließende Stadtführung. Meine Füße schmerzen schon wieder.

Gemeinsames Abendessen in einem alten Palais.

Zurück im Hotel besuchen einige von uns noch die Cocktailbar im fünfzehnten Stock - doch als um 23 Uhr die Kapelle zu spielen beginnt, werden wir von der überhöhten Lautstärke vertrieben.

Donnerstag, 8.3.2001

Heute besuchen wir einen Familienarzt, der ca. 130 Familien betreut. Auch ihm ist eine Psychologin zur Seite gestellt, sowie eine Krankenschwester. Sie wohnen inmitten ihrer zu betreuenden Leute und sind Tag und Nacht erreichbar. Die Leute haben somit familiären Kontakt. Die Praxis gleicht den Armutswohnungen und Medikamente werden nur fallweise verabreicht. Aber Arzt und Psychologe sind in jedem Haus und jeder Familie präsent. Besonderer Schwerpunkt wird auf Prävention gelegt. Es werden Selbsthilfegruppen gebildet. Für spezielle Untersuchungen ( EKG, etc.) werden die Patienten von dort in eine Poliklinik (in jedem Stadtteil) geschickt. Es besteht permanenter Fortbildungszwang ( für Arzt und Psychologen - kostenlos) an den Universitäten.

Zwischendurch besuchen wir noch ein Zentrum für Geriatrie (Altenbetreuung). Hier landen wir am Frauentag und werden herzlich eingeladen, die Aktivitäten zu studieren und selbst zum Beispiel beim Tanzen mitzumachen.

Es ensteht ein sehr herzlicher Kontakt - wir werden kaum weggelassen. Danach geht's in eine Poliklinik, die auch zur ersten Behandlungsebene gehört. Auch hier sind Arzt und Psychologe gleichberechtigt. Mit primitiven Mitteln wird versucht, allen Menschen kostenlos - und zeitunbeschränkt zu helfen. Die Einrichtung mag zwar primitiv sein - jedoch die Zuwendung zu allen ist enorm. Danach müssen wir zu Fuß zum Hotel stürzen ( wieder kein Mittagessen), um den nächsten Programmpunkt zu erfüllen. Wir wandern in das Stadtviertel TIVOLI und lernen die dort tätigen Psychologen und Praktikanten kennen. Es entwickelt sich ein fast zu ausführliches, doch höchst interessantes Gespräch, das wir mit der Besichtigung des örtlichen Revolutionsmuseums abschließen. Danach werden wir mit Straßenpsychologen durch ein Stadtviertel geführt und landen in einem Kommunikationshaus. Alt und Jung trifft sich hier täglich. Während wir noch mit den Psychologen der Universität Fachgespräche führen, folgt uns eine Sambatruppe und wieder werde ich als erster zum Tanz mit der jüngsten Professorin aufgefordert. Es wird ein Fest. In der selbstverwalteten Bar trinke ich einen Cuba- Libre und organisiere vom anwesenden Zigarrendreher noch sehr geschmackvolle und milde Havannas. Gabi gesellt sich zu mir - und als die Gruppe abziehen will, beschließen wir zu bleiben. Ein herrliches Ambiente! Wir suchen anschließend desorientiert in den engen Gäßchen in der Dunkelheit nach einem Taxi. Ein junger Polizist führt uns und verweigert ausnahmsweise Trinkgeld. Dafür will mich der Taxler legen, doch hat er kein Glück. Im Hotel werden wir schon wieder mit Pianomusik empfangen.

Freitag, 9.3.2001

Heute besuchen wir das Allgemeine Krankenhaus von Santiago (baulich leider Substandard). Doch sehr engagierte Ärzte und Psychologen. Bei einer Körpertherapiegruppe arbeiten wir aktiv mit -und als es heißt: "Hände in die Höhe", hebe ich eine Deckenplatte ab. Die Stimmung ist sofort um eine Spur heiterer. Wir zeigen gegenseitig mit den Patienten verschiedene Techniken vor - doch die Zeit wird knapp.

Wir besuchen noch ein Jugendzentrum, wo vor allem mit Entspannungstechniken gearbeitet wird.

Schließlich hetzen wir ins Hotel zurück, um auszuchecken und ins Hotel "Plaza Granda" zu übersiedeln. Ich nehme Rolfs Gepäck mit, da er ein Date mit einer Sängerin hat. Ohne Mittagessen geht's wieder aufs psychologische Institut der Universität, um ein Resume unseres Besuchs zu erstellen. Die Universität wirkt ermüdend und wäre von der Einrichtung her hinter dem ehemaligen Ostblock zurück.

Da gerade ein Ministerbesuch stattfindet, pferchen wir uns in einen Nebenraum.

Zurück im Plaza Granda haben wir keine Zeit zu verschnaufen, da eine Einladung mit Vertretern des psychologischen Instituts bevorsteht.

Wir reisen mit Taxis an - und trotz Verspätung sind die Partner noch nicht da. Als wir endlich Eintritt zu dieser Baracke finden, gibt es Probleme mit der Stromversorgung. Ich bin schon mißgelaunt und dann streite ich auch noch mit der Leiterin dieses Zentrums darum, ob man in diesem Bau rauchen kann. Nachdem es allgemein verboten ist, erkläre ich zur Einladung "Una fiesta sin fumar es non fiesta! Comprende? Adios!", steige in ein Taxi und unterhalte mich lieber bei lebender Musik. Letztendlich führe ich abends noch ein anregendes Gespräch mit Eva auf der Dachterrasse.

Samstag, 10.3.2001

Heute verweigere ich die Rundfahrt in die Berge. Ich muß noch zur Zentralbank und treffe ein nettes Mädchen im Cafe. Ein Straßenzauberer verkauft mir noch eine magische Box und Rolf trifft zu uns. Nach einer Ruhephase treffe ich noch einige Teilnehmer unserer Gruppe, wir besuchen ein kleines Lokal mit Livemusik, und wir unterhalten uns noch bis in die frühen Morgenstunden.

Sonntag, 11.3. - Montag, 12.3.2001, Rückflug

Herrliches Frühstück auf der Dachterrasse mit Kollegen. Es stimmt mich traurig, daß ich erinnert werde, mich in einigen Stunden von diesem Ort entfernen zu müssen.

Doch mit drei unsere Damen (Silvia, Monika, Michaela - sie bleiben noch auf Kuba) muß ich die Fahrt zum Flugplatz antreten. Ich hoffe, das Sammelticket für die Gruppe noch nicht verloren zu haben.

Am Ankunftsort in Havanna verliere ich sie aus den Augen und kann mich nicht einmal verabschieden, da mich zufällig andere Passagiere mit dem Taxi zur richtigen Abflughalle mitnehmen. Nach dem Einchecken muß ich bei diesen Zeilen noch zwei Stunden auf meinen Flug nach Paris warten. Auch hier spielt wieder eine Kapelle und ich lasse mich anspielen. "El condor pasa" bringen sie jedoch kaum zustande.

Im Flugzeug habe ich jedoch meinen bestellten Sitz in der Gangreihe erhalten, muß aber jedesmal versuchen, mühsam irgendwo meine Beine unterzubringen, wenn die Stewardess mit dem Servierwagen durch den Korridor fährt. Da wir in den Morgen hineinfliegen, sind die Fenster verdunkelt, um die Leute schlafen zu lassen. Ich bin sowieso von der Reise erschöpft und brauche noch einige Zeit, um die Eindrücke zu verarbeiten. So döse auch ich die meiste Zeit dahin. Nach neun Stunden erfahren wir, daß wir wahrscheinlich mit 50 Minuten Verspätung in Paris ankommen werden. Ich werde wieder nervös, da mein Anschlußflug nach Wien schon kurz darauf erfolgen soll. Auf dem riesigen CDG-Flughafen hetze ich trotzdem zu Fuß zur richtigen Abflughalle - da nur gesagt wurde, es ginge rascher als mit einem Shuttlebus. Verschwitzt erreiche ich endlich das richtige Gate und erfahre zu meiner Erleichterung, daß auch der Anschlußflieger verspätet ist - also mit Glück geschafft. Die zwei Stunden nach Wien vergehen nicht nur sprichwörtlich, sondern auch praktisch im Flug. Mit nur 14 Minuten Verspätung setzen wir in Wien auf, keinerlei Kontrollen, und Evi erwartet mich schon. Ich bin zwar erschöpft, aber bis Mitternacht quellen die vielfältigen Eindrücke nur so aus meinem Mund.

Dann muß ich mich gezwungenermaßen niederlegen, da ich am Morgen um 5 Uhr wieder aufstehen muß, um meine Arbeit in St. Pölten zu versehen.

Dienstag, 13.3.2001

Meine Beine schmerzen noch immer, und in der Nacht hatte ich Schüttelfrost, da ich unser Klima nicht mehr vertrage.

Der erste Tag im Büro verläuft hektisch, ich ärgere mich über mich selbst, daß ich wieder zurück bin und schwöre mir, daß ich sobald als möglich Kuba wieder aufsuche.


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