AIDS in Cuba aktuelle Statistik aktuelle Links

AIDS in Kuba - Einige Fakten:

aus: IPPNW (Hg.): Das Gesundheitswesen in Kuba, 1996, S. 11-12

Anfang 1986, wenige Monate nach dem die ersten AIDS-Tests auf dem Weltmarkt erhältlich waren, richtete das kubanische Gesundheitsministerium ein landesweites Netz von 42 Labors ein. Drei Jahre vorher hatte man bereits eine für AIDS zuständige "Nationale Kommission" gegründet, die Einführung von Blut und Blutderivaten eingestellt und die Lücken mit Spenden aus Kuba gefüllt. Innerhalb kurzer Zeit wurden alle Blutbanken überprüft, so daß sich die HIV-Infektionen aufgrund von verseuchten Blutkonserven auf neun Fälle beschränken ließen.

Alle Kubaner, die sich ab 1975 länger als drei Monate in Ländern aufgehalten hatten, in denen AIDS-Fälle reistriert wurden, mußten sich einem AIDS-Test unterziehen. Die untersuchten Gruppen wurden nach und nach ausgeweitet: Von Personen, die mit HIV-Infizierten sexuelle Kontakte hatten und Personen mit Geschlechtskrankheiten, auf Gefängnisinsassen, Seeleute, Fischer, Arbeitskräfte aus dem Tourismussektor und Schwangere. Bis Ende 1995 wurden bei einer Gesamtbevölkerung von 11 Mio mehr als 17,5 Mio AIDS-Tests durchgeführt.

1986 wurden 99 Personen als HIV-positiv diagnostiziert; es gab die ersten zwei AIDS-Toten. Im selben Jahr wurde das Sanatorium "Santiago de las Vegas" eingerichtet um HIV-Positive und AIDS-Kranke zu betreuen. Diese weitläufig angelegte Spezialeinrichtung, die heute über 300 Betten verfügt, bietet den Patienten eine weit über dem landesüblichen Durchschnitt leigende Versorgung und beste medizinische Betreuung. Sie geriet international denoch heftig unter Beschuß, weil sie anfänglich als geschlossene Anstalt konzipiert war. Hier wurden bis 1993 nicht nur AIDS-Patienten sondern auch HIV-Positive, die noch keinerlei Krankheitssymptome aufwiesen, unter Quarantäne gestellt. Die Gesundheitsbehörden verfügten die obligatorische Einweisung für alle Betroffenen. Die Privatspähre und die Freiheitsrechte der Erkrankten bzw. HIV-Positiven spielten gegenüber dem Schutz der Bevölkerung nur eine untergeordnete Rolle. Auf diese Weise sollte die Verbreitung der Krankheit gebremst werden.

Für die 1214 HIV-Positiven, von denen 438 an AIDS erkrankt sind (Ende 1995), steht mittlerweile in jeder Provinz je ein Sanatorium zur Verfügung, wobei Santiago de las Vegas nach wie vor das größte ist. 1993 wurde die Betreuung umgestellt. Der stationäre Aufenhalt ist nicht mehr obligatorisch, es sei denn medizinische Befunde machen ihn erforderlich. Ergänzend wurde ein ambulantes Betreuungssystem aufgebaut, das mittlerweile von über 200 Patienten wahrgenommen wird und im wesentlichen auf die Zusammenarbeit selbstverantwortlicher Erkrankter mit dem jeweils zuständigen Familienarzt fußt. Die Sanatorien erweiterten ihre Funktionen dahingehend, daß die Betroffenen über die Immunschächekrankheit sowie über die Möglichkeiten damit zu leben, unterrichtet werden. Im Spannungsfeld zwischen den Freiheitsrechten der AIDS-Patienten und dem notwendigen Schutz der Gesellschaft vor der Krankheit legt die kubanische Medizin mittlerweile den Akzent auf die Förderung der Eigenverantwortung der HIV-Positiven und AIDS-Patienten.

Noch drei Details: HIV-Positive und AIDS-Kranke können in den Sanatorien in ihren erlernten Berufen arbeiten, wenn sie dies wünschen. Schangeren, die HIV-Positiv sind, wird geraten einen Abbruch vorzunehmen. Die meisten stimmen dem zu. 25 HIV-positive Mütter trugen ihre Schwangerschaft denoch aus und leben mit ihren - teils HIV-positiven - Säuglingen und Kleinkindern in den Sanatorien. Wenn sich bei den Patienten Symptome bemerkbar machen, die in den Sanatorien nicht mehr behandelt werden können, werden sie in den zuständigen Tropenkliniken in den jeweiligen Fachabteilungen teils ambulant, teils stationär weiterbehandelt. Nur wenn die AIDS-Patienten dies wollen, erfahren dort die übrigen Patienten den Hintergrund ihrer Erkrankung. Spezielle Isolierstationen für AIDS-Patienten wurden in den Tropenkliniken vor vier Jahren abgeschafft.

Bis Ende 1995 starben in Kuba insgesamt 387 Personen an AIDS: von unter 10 bis 1989 stieg die Zahl der jährlichen Todesfälle auf ca. 30 (bis 1993) um dann auf das Zweieinhalbfache auf 77 (1995) zuzunehmen. Die jährliche Indizrate der AIDS-Neuerkrankungen liegt seit 1994 bei etwa 9 pro 1 Mio Einwohner.

A. Sterr © IPPNW


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